Reisebericht Irland, von Judith Holfelder (17 Jahre)
Guckt mal! Weil euch doch der Reisebericht vom Herbst, aus California so gut gefallen hat! Ich hab einen Reisebericht in meinen Tagebüchern gefunden. IRLAND 1995! Hier ein Auszug. Den kompletten Bericht gibt es auf Patreon.
Ich hab sofort wieder Lust gekriegt, nach Irland zu fahren, das war wirklich, bis heute, eine meiner schönsten Reisen…
Vielleicht wisst ihr ja noch nicht, was ihr in den Sommerferien machen wollt?
Slainte!
Judith
Los gehts:
Dienstag, 1. August 1995.
Heute ist der große Tag! Um 11:13 Uhr fahren wir los. Heute Morgen um acht bin ich aufgewacht, weil ich aufs Klo musste, danach war ich so aufgeregt, dass ich kaum wieder einschlafen konnte. Gleich fange ich an zu packen. Die Liste von dem, was mit muss, ist doch erschreckend lang geworden. Wird schon irgendwie gehen. Übermorgen bin ich in Dublin!
Mittwoch, 2. August 1995.
Die erste Etappe liegt hinter uns! Wir sitzen in Le Havre am Hafen und warten auf den Check in. Bis wir endlich losgefahren sind, ist alles noch ziemlich stressig geworden, am Schluss waren wir völlig entnervt. Es war so wahnsinnig heiß und stickig, dass man sich kaum rühren konnte. Deswegen war die Packerei kein besonderes Vergnügen. Als wir endlich am Bahnhof waren, war ich schon völlig mit den Nerven fertig, ich hab sogar geheult, weil Dino* meiner Meinung nach unfreundlich zu mir war. Aber das hat er ganz schnell wieder gut gemacht, und als wir dann im Zug saßen, war endlich alles so, wie es sein sollte. Da hat es dann auch nichts mehr ausgemacht, dass der Zug ab Paris denkbar menschenunfreundlich konzipiert war und wir beide nur ungefähr drei Stunden geschlafen haben. Wir haben uns im Dunkeln angegrinst und uns gefreut, dass wir unterwegs sind. Jetzt würde ich gerne langsam mal auf dieses Schiff steigen. Wir sind seit 11:30 Uhr hier, und um fünf dürfen wir erst einchecken. Es ist zwar lustig hier, alle Leute unterhalten sich miteinander, wir haben eine Amerikaner und ein Chilenen kennen gelernt, mit denen wir uns die Zeit vertreiben. Das einzige Problem ist die Hitze. Bin ich froh, dass wir nicht hierbleiben müssen. Irland, wir kommen! Ich würde mich sogar freuen, wenn es zur Begrüßung regnet!
4. August 1995. Dublin
!!!!! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll! Es ist schon so viel passiert! Also mal ganz langsam: es ist einfach toll hier. Alles! Es ist einfach wahnsinnig umwerfend aufregend und lustig und schön und einfach toll.
Es ist schon so viel passiert, in zwei Tagen, und wir haben vier Wochen vor uns!
Die Fahrt mit der Fähre war ganz lustig, wir waren die ganze Zeit mit einem Amerikaner zusammen, mit dem wir schon zusammen gewartet hatten. Er war ein bisschen seltsam, aber trotzdem nett. Und er war gut als Crashkurs in Englisch. Als er auf die Fähre kam, hat der Customs Hund eine nicht unbeträchtliche Menge Drogen bei ihm gefunden, deswegen haben sie ihm fast sein ganzes Geld abgenommen. Jetzt muss er ohne weiter fahren.
Wir sind in Irland!!! Die Fahrt hierher, nach Dublin, war das beste, was wir machen konnten, um uns auf Irland einzustimmen. Wir sind die ganze Zeit an der Küste entlang gefahren, von Rosslare bis nach Dublin, und wir sind aus dem Staunen nicht wieder rausgekommen. Natürlich hatte ich es mir schon in etwa so vorgestellt, aber das ist wirklich so grün ist!? Wir haben angefangen, uns zu fragen, wie die Leute sich hier fortbewegen, weil einfach alles zugewachsen ist. Alles nur Wasser und Gras und Schilf, ein paar Weizenfelder, verfallene Ruinen, und überall hunderte von Schafen, Kühen und Pferden. Und ab und zu das Meer, dazwischen zwischen den Felsen, ganz plötzlich blinkt es wieder irgendwo hervor. Wenn man auf der einen Seite aus dem Zugfenster schaut, kann man sich kaum vorstellen, dass die andere Seite wirklich zur gleichen Landschaft gehört. Schafe und Kühe am Strand von Seen? Ich bin so froh, dass wir hier hergekommen sind! Und das Wetter ist übrigens wunderschön, es hat noch kein einziges Mal geregnet. Das wird sich sicher noch ändern, aber das ist mir egal. Ich bin vollkommen glücklich.
Und Dublin ist einfach toll. Wir haben unglaubliches Glück gehabt und gleich am ersten Abend die richtigen Leute kennen gelernt. David nämlich, den einzigen Amerikaner in einem Zimmer voll mit Deutschen (uns und drei Dumpfbacken aus Köln). Wir haben uns gleich wunderbar mit ihm verstanden, insbesondere, weil er froh war, endlich nette Leute im Zimmer zu haben. Es war wirklich nett, schade, dass er heute nach Paris gefahren ist. Dort macht er einen Sommerkurs in Poetry. Er ist nämlich Dichter und gar kein schlechter, wir haben Sachen von ihm gelesen. Er studiert Literatur und Philosophie in New York. Er war einfach nett und offen, wir sind sofort ins Gespräch gekommen. Ich habe überhaupt das Gefühl, dass ihr alle Leute auf einen zu gehen, man lernt wahnsinnig leicht Leute kennen, unterhält sich in der Gemeinschaftsküche mit wildfremden über burnt Spaghetti. Aber David war der netteste von allen. Wir waren die ganze Zeit mit ihm zusammen, bis er heute Nachmittag gefahren ist….