Sing meinen Song 2018 -Teil 1
Endlich mal wieder schöne Nachrichten aus dem Hause Holofernes! Ich fahre 2018 nach Südafrika– mit dieser wilden Reisegruppe hier. Sing meinen Song haben geladen und ich freue mich sehr, dabei zu sein. Gastgeber ist Mark Forster, meine Mitsänger sind Leslie Clio, Johannes Strate, Rea Garvey, Mary Roos und Marian Gold von Alphaville.
Ich hab eure ersten Fragen auf Facebook, Twitter und Instagram gesammelt und kann nun hier wie versprochen ein bisschen ausführlicher dazu schreiben – so wie ich übrigens die kommende Zeit auch auf dem Blog begleiten werde, weil: das wird sicher nicht nur für mich lustig.
Es hat sehr viel Spaß gemacht, zu lesen, wie viele von euch sich da mit mir freuen, und über mich, und über das ganze Ding! Für mich war die Entscheidung, bei Sing meinen Song mitzumachen, völlig eindeutig. Ein spontanes, helles, freudiges „Ja!“ war das.
Ich fälle Entscheidungen, oder übe besser gesagt, Entscheidungen nach einem sehr einfachen Prinzip zu fällen: das Prinzip heißt „Hell Yeah or No“und erklärt sich wahrscheinlich von alleine. Das, wozu die erste spontane Antwort ein „Hell Yeah“ ist, wird gemacht, alles was dahinter zurückfällt, alles, worüber man innere Debatten anzettelt, wird konsequent aussortiert. „Sing meinen Song“ ist für mich ein absolutes, aus der Pistole geschossenes „Hell Yeah!“
Um kurz das Konzept zu erklären, für alle, die die Sendung nicht kennen: eine Truppe sehr bunt zusammen gewürfelter Musiker fährt gemeinsam für ungefähr zwei Wochen nach Südafrika, hängt da flächendeckend zusammen rum, und die Künstler covern gegenseitig ihre Songs. Jede Folge ist einem Künstler gewidmet, in dieser Folge interpretieren alle anderen Teilnehmer einen Song von dieser „Hauptperson“ des Abends. Die so Beschenkten wissen vorher nicht, wer sich welchen Song ausgesucht hat, und die Überraschung über die Auswahl macht einen großen Teil des Charmes aus.
Um die Coverversion herum wird sich in einer Ausführlichkeit über die Songs unterhalten, für die ansonsten im deutschen Fernsehen nirgendwo Platz ist. Erzählt werden Hintergründe, Entstehungsgeschichten und Anekdoten rund um den Song, oder Anekdoten aus der Zeit seiner Entstehung.
Am Ende des Abends übergibt der Künstler des Abends halbherzig eine Ukulele (!) als Preis an denjenigen, der für ihn die beste Coverversion gemacht hat, dabei kichern alle und am Ende bleibt die Ukulele irgendwo in der Ecke liegen. Weil es bei diesem Format nämlich ganz offensichtlich nicht um den Wettbewerb geht, sondern um Musik als Leidenschaft und Gesellschaftsspiel.
Seit ich die erste Folge von Sing meinen Song gesehen habe, spiele ich vom Sofa aus mit, stelle im Kopf meine perfekte Sofabesetzung zusammen und fantasiere davon, wie viel Spaß es mir machen würde, dabei zu sein.
Ich bin selber als Zuschauerin eher spät eingestiegen. Davor hatte ich milde Sympathien für das Konzept, war aber skeptisch, wie unterhaltsam es sein würde, dabei zuzuschauen. Die letzte Staffel habe ich, krank im Bett, komplett in einem Rutsch durchgeguckt, und dazu noch große Teile der Staffeln davor nachgeholt.
Ich habe selten im Fernsehen etwas gesehen, was mir als Zuschauerin so viel Spaß macht, und meinen speziellen Entertainment -Bedürfnissen so sehr entgegenkommt. Das Schönste für mich: alle Vorstellungen, die man von den Teilnehmern hat, werden innerhalb einer Folge komplett auf den Kopf gestellt. Leute die man nicht auf dem Schirm hatte, avancieren innerhalb kürzester Zeit zu engen Herzensfavoriten, und die, die man eh schon mochte, gewinnen an Tiefe.
Das Zweite, was mir als Zuschauerin sofort aufgefallen ist: die Leute da auf dem Sofa, die fühlen sich wohl! Wie geht das denn? Die haben doch Kameras im Gesicht! Leute, die sich wohlfühlen, das sieht man im Fernsehen selten.
Wenn ich also eine Sendung sehe, bei der die Teilnehmer beinahe unanständig gelöst rüber kommen – und das ist es ja, was kritische Betrachter als übermäßige Kuscheligkeit und Einvernehmlichkeit wahrnehmen – dann frage ich mich sofort: wie machen die das? Und warum klappt das bei denen so?
Ein Trick ist sicher, dass alle Folgen so dicht hintereinander weg gedreht werden. So haben alle Teilnehmer nach spätestens zwei Stunden die Kameras vergessen, und machen halt irgendwie ihr Ding, lassen die Bäuche raushängen, die Schultern sinken und legen die adrett gespreizten Ärmchen wieder an. Anders lässt sich die wirklich beispiellose Selbstvergessenheit der Musiker auf dem Sofa nicht erklären.
Wichtiger ist vielleicht noch, dass die Macher mit einer Reihe von gutgelaunten Kennenlern –Veranstaltungen –davon gestern die erste, siehe Foto– lange vor Drehbeginn dafür sorgen, dass sich die Sause von der ersten Drehminute an nach Klassenfahrt anfühlt.
Und ja, ich bin froh, dass ich in meiner Laufbahn so viel gehobenes Kulturfernsehen machen durfte. Bitte, bitte: immer wieder einladen. Und ich bin dankbar, dass ich, wenn ich eine Platte herausbringe, über so viele interessante Themen reden darf, die über die Musik hinausgehen. Aber: AUCH mal über Musik zu reden, das ist schon besonders schön.
Deshalb habe ich oft beweint, dass es im Fernsehen kaum noch Möglichkeiten gibt, mit dem in Erscheinung zu treten, was man eigentlich wirklich macht: Musik eben. Es ist schmeichelhaft und lustig und schön, auf gut ausgeleuchteten Stühlchen zu sitzen und kluges Zeug zu reden. Es lenkt aber auch ab von dem, was man eigentlich – als Beruf und Berufung– so tut, den ganzen Tag lang. Beim Zuschauer, würde ich schätzen, hinterlassen solche Sendungen gerne ein vages Gefühl von Wiedererkennen und Sympathie – für mich und… äh, das was ich halt so mache. Bücher schreiben, vielleicht? Egal.
Und dann erscheint also eine Sendung auf der Bildfläche, in der es sich um nichts anderes dreht, als Musik. Gemacht von Musikfans, ohne Häme, ohne bösartige Agenda, respekt- und, ja, ich sag das jetzt so: liebevoll. Und mit dem ehrenwerten Ziel, dass die Zuschauer die Künstler näher kennenlernen sollen, und Einblicke kriegen sollen, wie ein Song entsteht.
Wenn man also Fernsehen machen will, und nicht generell ablehnt, dann scheint mir diese Sendung für Musiker ein ziemlicher Volltreffer zu sein.
Meine Liebe zur Musik, und meine Liebe zu dem was ich tue, hat noch nie über Abgrenzung funktioniert. Und schon gar nicht über Abgrenzung von Sachen, die potenziell Spaß machen könnten. Wenn sich jemand über meine Teilnahme hier also zu anhaltend wundern sollte: It´s not me you´re looking for, babe. Beziehungsweise: How about I be me and you be you.
Ich bin das Mädchen, von dem damals in der Schule alle dachten, es würde eine Akademikerlaufbahn einschlagen, weil es nachts mit der Stirn auf Büchern einschlief und Sätze geradeaus sprechen konnte. Das Mädchen, dass sich nie gesehen fühlte, das Mädchen mit den zwanghaften Ohrwürmern, das Mädchen, das immer nur singen und tanzen wollte. Am liebsten auf dem Tisch, in der Cafeteria, in engen Leggins und Stulpen. Weil es nämlich Fame gesehen hatte.
Ich habe ein großes Herz für guten Mainstream Pop, bei mir zuhause laufen Sia, Macklemore und Ed Sheeran (,ich hab ja auch Kinder, als Alibi,) neben Gurr, den Cramps und 60er Jahre Jazz aus Nigeria – und für mein Gefühl verstehen sich alle untereinander ganz gut. Auch hier verläuft für mich die zarte Linie zwischen Gut und Blöde nicht entlang der Genre -Zuordnungen im Plattenladenregal.
Das Gleiche gilt auch für die Gäste: ja, es ist wichtig, mit was für Leuten man sich umgibt und verbrüdert. Aber auch hier verläuft die Linie in wildem Zickzack und hält sich nicht an Coolnessbefindlichkeiten. Die Leute, die ich schon kannte, und die, die ich gestern erst kennengelernt habe, sind allesamt entzückende Menschen. Und ich weiß jetzt schon, dass wir widerwärtig harmonisch und ineinander verschossen auf diesem Sofa sitzen werden.
Und was die musikalische Streuung angeht: Karaoke macht auch nur dann Spaß, wenn man über seinen Schatten springt, und Sachen singt, die man sonst nicht singen würde. Ich zum Beispiel gehe bei Karaokeabenden umschweiflos auf Disney –Klassiker und Dolly Parton los.
Natürlich könnte ich alle meine Berliner Musikerfreunde einladen, und wir setzen uns zusammen in Neustrelitz auf ein Sofa, und spielen den ganzen Abend lang Songs von Townes Van Zandt, Bright Eyes und Nick Cave. Das wäre schön, aber ganz sicher für die Zuschauer weitaus weniger unterhaltsam.
Ich für meinen Teil finde es sehr lustig und inspirierend, mich durch das Gesamtwerk von sechs Künstlern durchzuhören, mit denen ich nur teilweise Überschneidung habe, und mir Songs auszusuchen, die mich berühren und zu denen ich etwas einigermaßen Wertvolles beizutragen habe.
Dass ich mit Sing meinen Song die richtige Entscheidung gefällt habe, merke ich an folgenden untrüglichen Anzeichen: ich wache seit Wochen morgens mit den abstrusesten Ohrwürmern auf, und mit einem Grinsen. In den Herbstferien bin ich mit dem Gesamtwerk von Mary Roos auf den Ohren stundenlang durch den Wald gestromert und habe im imaginären Glitzerkleidchen die passenden Handbewegungen dazu geübt.
Und, ganz schlicht: ich freue mich, dass etwas Lustiges und Leichtes und Schönes in meinem Leben passiert, nach Monaten, die von Krankheit und großer Sorge geprägt waren. Für mich ein Geschenk und genau die richtige Aufgabe zur richtigen Zeit.
Die Tatsache, dass das ganze im Berliner Februar in Südafrika stattfindet, stört übrigens auch nicht besonders, nach einem Sommer im Bett.
Ich freue mich sehr über euch, die ihr mitmachen werdet, aus der Ferne. Und ich werde natürlich unser Treiben und meine Vorbereitungen und meine Vorfreude und Dort -Freude und Nachfreude hier auf dem Blog mit euch teilen.
Weitere Fragen gerne über meine sozialen Kanäle an mich ran werfen, ich schreibe weiter.
Alles Liebe,
Judith