Pola und ich als Tatort Kommissare?
Hier geht´s zum Originalartikel – in dem natürlich auch noch ein paar plausiblere Kandidaten vorgeschlagen werden. Ich bedanke mich auf jeden Fall bei der Morgenpost für ein breites Grinsen und einen versüßten Morgen.
“ „Flucht in Ketten“, „Zuhälter“, „Hände hoch“. Tatort-Folgen? Aber nein: Dies sind allesamt Songs aus der Feder der Band „Wir Sind Helden“. Und damit die beste Einleitung für ein Plädoyer, weshalb zwei Viertel der Truppe, nämlich Frontfrau Judith Holofernes und Schlagzeuger Pola Roy, künftig auch im Ersten Deutschen Krimi ein Paar abgeben sollten. Privat sind sie es nämlich schon, und zudem seit einiger Zeit in Band- und zweifacher Babypause. Da würde sich eine berufliche Umorientierung doch prima machen – zumal es beim Tatort seit einigen Jahren ohnehin eine Klausel zu geben scheint, die Drehbuchautoren dazu verdonnert, das Privatleben ihrer Protagonisten breiter auszuwälzen als den eigentlichen Plot. Mit echten Partnern als Tatort-Ermittlern hingegen müsste man den ganzen Beziehungsschmonz gar nicht mehr erst konstruieren, sondern könnte sich wieder auf den Krimi selbst konzentrieren.
Und ganz ehrlich: Es hätte einen großen Reiz, jene Musiker, die Anfang der Nuller-Jahre als neues Neue Deutsche Welle-Wunder gefeiert wurden, jetzt als Helden in Uniform zu sehen. Hier die großäugige Wortakrobatin Holofernes, die im Verhörzimmer mit ihrer Kleinmädchenstimme jeden noch so renitenten Rocker auseinandernimmt („Oh, bitte gib mir nur ein, bitte bitte gib mir nur ein Wort …“); da der vollbärtige, somnambule Roy, im wahren Leben übrigens Buddhist, der seinen Dienst am liebsten schweigend verrichtet und, ganz seiner Bandposition entsprechend, schlagkräftig aus dem Hintergrund ermittelt („Hol den Vorschlaghammer!“). Sie als ehrgeizige Kommissaranwärterin, die immer etwas atemlos zwischen Büro und Pathologie hin- und herhetzt, ihren Filterkaffee nur mit Sojamilch trinkt und es knallhart ausnutzt, wegen ihrer zerstrubbelten Art von den Verdächtigten chronisch unterschätzt zu werden; er als melancholisch-verdrossener Hauptkommissar mit der überragenden Beobachtungsgabe, der sich zum Nachdenken stundenlang ins Büro einschließt, um dabei gedankenverloren Origami-Figuren aus seinem Zigarettenpapier zu falten. Und der, wenn er in einer Diskussion mit seiner Partnerin wie immer den kürzeren gezogen hat, freiwillig Überstunden macht, um des Nachts seelenruhig Kuhmilch in die Soja-Packs zu kippen.
Das Schöne an dieser Kombo: Sie ist für das komplette Portfolio der Serie kompatibel – ob nun düstere Milieustudie à la Frankfurt oder Satire-Slapstick wie in Münster. Wie sang die Band doch gleich in ihrer allerersten Single „Guten Tag“? Es braucht „Visionen gegen die totale Television“. Judith Holofernes und Pola Roy für den Berliner Tatort wären ein wahrlich heldenhafter Anfang.“