Der widerspenstigen Hängematte Zähmung
Heute erscheint ein besonders schönes Extraheft der Süddeutschen Zeitung zum Thema Frauen und Freiheit. Was für ein schönes Sujet, findet ihr nicht? Und eins, mit dem ich mich in den letzten Jahren notgedrungen ordentlich rumschlagen musste. Mit Ergebnissen übrigens, die euch hoffentlich noch Freude machen werden. Aber dazu bald mehr!
Im SZ Heft findet ihr daher unter vielen anderen schönen Texten auch einen eigens dafür ersonnenen kleinen Text von mir. Den Text gibt´s natürlich auch hier, ungekürzt, aber das Heft sollt ihr trotzdem kaufen, mal mindestens, um euch die gute Gesellschaft anzugucken, in der ich mich da befinde. Ihr findet es unter: „WIE FREI FÜHLEN SIE SICH? Ein Frauenheft.“
Viel Vergnügen!
Notizen aus Kreuzberg/ der Versenkung (15)… Der widerspenstigen Hängematte Zähmung
Als meine Band sich im Herbst 2009 in die wohlverdiente Dauerpause verabschiedete, hatte ich selbst keine Ahnung, was ich als nächstes machen würde. Und genau das hatte ich mir ja gewünscht: die ultimative Freiheit, Nichts zu wissen, Nichts zu müssen, einfach still zu halten und zu gucken, was als Nächstes kommt. Und weil ich es mir jahrelang so vorgestellt hatte (und es außerdem beim Stillhalten helfen soll), hing ich mir eine imaginäre Hängematte in meinen imaginären Garten und übte mich im Schaukeln. Aber Ach! Bei den ersten zehn Versuchen wurde mir übel. Bei den Darauffolgenden schlief ich ein und träumte wilde Hundeträume mit zuckenden Pfoten. Ich schreckte hoch, kippte, verwickelte mich in den Stoffbahnen, fiel unsanft in den Staub, rappelte mich auf und stieg wieder ein. Er will geübt sein, der Müßiggang! Eine ungezähmte Hängematte kann dich abwerfen wie ein störrisches Pferd. Aber weil ich in der Tiefe meines Wesens zum Müßiggehen geboren bin – und außerdem ehrgeizig – wurde ich bald sehr gut darin. Besser als die Meisten! Schon nach wenigen Wochen schaukelte ich sanft in meiner Hängematte, ließ den Wind mich wiegen, und wenn ich träumte, schaukelte ich in den Wolken weiter. „Ich mach heute nichts!“ dachte ich beim Aufwachen zufrieden. „Nichts! Nichts! Nichts!“ Hmmm. Hmm Hmm Hmm. „Nichts was etwas nutzt/ wobei man schwitzt/ oder lang sitzt.“ Hihi. Hmm Hmm. „Ich bin Nichts! Nichts! Nichts/ Nutz! Nutz! Nutz! / Nichts was etwas nutzt/ was unterstützt/ oder was putzt“ Haha!!! … „Ich geh spazieren/ auf allen Vieren/ Ich sprech mit Tieren/ die nichts kapieren/ Die alles können/ und die versonnen/ auf Wiesen pennen/ und die versponnen/ Auf Wiesen rennen/ und die sich sonnen/ und die Nichts! Nichts! Nichts!/ beim Namen nennen.“ Und damit setzte ich mich seufzend auf, schwang mich aus der Hängematte und ging federnden Schrittes ins Haus, um mein Notizbuch und meine Ukulele zu holen.