Ask me Anything (1): zum Album… allgemein
Hier, wie versprochen, eine Sammlung euerer tollen Fragen zum Album, zusammen gesammelt auf Facebook und Twitter. Die Fragen haben mir seeehr viel Spaß gemacht – mit Sicherheit eins der besseren Interviews meiner Laufbahn. :-) Vor Allem haben sie mir geholfen, mein neues Album selber noch ein bisschen besser kennen zu lernen, und das ist für mich sehr viel wert, so kurz bevor es wieder rausgeht in die Welt. Danke für´ Mitmachen! Ich hoffe, die Antworten machen euch auch Spaß.
Heute erstmal alle eher allgemeinen Fragen zum Album, als Nächstes gibt´ dann noch mal jeweils einen Schwung zum „Musikalischen“ und zu den Texten.
Viel Vergnügen:
Wenn dein Album ein Tier wäre, welches wäre es denn?
Ein Gepard. Huch? Keine Ahnung, warum. Oder ein Pfau, von den Farben her, aber die finde ich so fies.
Wenn dein neues Album ein Gemälde wäre, wie sähe das aus?
Dunkelbunt? Am Ehesten. Und mit diesen Kühl -Warm -Hell -Dunkel -Kontrasten, die Farben so schön zum Leuchten bringen…
Gibt es für dich ein Hauptelement (Gefühl /Thema), dass sich durch die Songs dieser Platte zieht?
Es gibt viele Songs über´s Chaos, wer hätte das gedacht! Und über unsere Versuche es zu beherrschen. Und die Gefühle, die mit dem Chaos verbunden sind, von Angst bis Euphorie. Wir sind doch Alle verliebt ins Chaos, mit mehr oder weniger Sicherheitsabstand. Natürlich fürchten wir es auch, und wehren uns. Das ganze Leiden und Feilschen, all die ungeschickten Versuche, das Chaos zu beherrschen – das rührt mich sehr, und gleichzeitig finde ich es wahnsinnig komisch. Ich finde uns lustig in unseren Gestrampel, und so liebenswert…
Wird es ein Konzeptalbum oder ein Sammelsurium? Gibt es ein bestimmtes Thema, oder mehrere Verschiedene?
Ein Konzeptalbum ist es nicht, aber ich hab stärker als bei den bisherigen Alben das Gefühl von einem roten Faden… Manchmal erscheint es mir fast wie ein kleines Musical, mit unterschiedlichen Protagonisten, die alle irgendwie zueinander in Bezug stehen…
Es gibt für mein Gefühl auf „Ich bin das Chaos“ zwar sehr unterschiedliche Themen und Geschichten, manche sehr persönlich, andere eher „Geschichten“ im engeren Sinne… Aber das Verbindende ist dieses Mal vielleicht am Ehesten: mein, unser, anderer Leute Glücks-/ und Sicherheitsstreben, und vor Allem, die Fehlversuche?
Gibt es wieder so absolut sensatiöse Kombos wie mit Bonaparte?
Mein Hauptkollaborateur auf dieser Platte ist der faröer Songwriter Teitur, wir haben fast alle Songs zusammen geschrieben! Er spielt auch ordentlich mit auf der Platte, und ab und zu ist seine entzückende Stimme im Hintergrund zu hören… Wir haben uns vor etwa drei Jahren angefreundet – über eine Coverversion seines Songs „Catherine the Waitress“ – und haben seither ganz viel zusammen geschrieben, trotz Sprachbarriere!
Außerdem haben Balbina und Larissa Pesch (Laing) tolle Chöre gesungen! Und dann waren da natürlich die Streicheraufnahmen: vier Streicher von s t a r g a z e spielen auf mehreren Songs auf dem Album! Die Bläser spielt wieder, im Alleingang, Martin Wenk, der auch bei Calexico und Nada Surf spielt.
Die meisten Songs habe ich mit Teitur geschrieben, an einigen habe ich aber auch mit den tollen Leuten in meiner Band gearbeitet, mit Jörg Holdinghausen, Alex Binder, Pola… An einem sogar mit Jean Michel Tourette. Ihr könnt ja mal raten, welcher das ist!
Bei deinem letzten Album hatte man das Gefühl, Du hättest Lust, all das, was sich so an wirren Ideen, Plänen, was auch immer… aufgestaut hatte, rauszulassen. Sofern ich mit dieser Deutung überhaupt richtig liege: Ist es Dir auch jetzt gelungen, so „frei“ zu arbeiten oder hast Du wieder mehr Erwartungshaltungen etc. gespürt?
Gute Frage: Doch, ich habe mich immer noch sehr frei gefühlt, ich denke, dass ist die Belohnung dafür, wenn mein einmal etwas losgelassen hat, das schwer loszulassen war. :-) Damit ist irgendwie eine große Portion Erwartungsdruck aus der Welt, hoffentlich gründlich und endgültig…
Kannst du beschreiben, in wiefern sich dieses Album vom letzten unterscheidet?
Hmmm, es ist dem letzten schon sehr verwandt, denke ich… Ich hatte dieses Mal allerdings ein stärkeres Bedürfnis danach, ein stringentes, geschlossenes Album zu machen, mit so etwas wie EINER Grundstimmung und Farbe. Obwohl die Songs natürlich wieder sehr unterschiedlich und breit gefächtert sind… aber ich habe versucht, sehr starke Verbindungen, eine Art Signatur zwischen den Songs zu schaffen… Deshalb haben Teitur und ich am ersten Tag im Studio imaginäres Orchester erfunden, eine spezielle Kombination aus echten, schönen und synthetischen, abwegigeren Sounds. Dieses Orchester „spielt“ jetzt auf mehreren Songs auf dem Album.
In welchem Maße wird das neue Album, das zukünftige, nachfolgende Album beeinflußen?
Eine neue Platte nimmt natürlich immer irgendwie Bezug auf die vorherige, grenzt sich von manchen Sachen ab, führt andere weiter, bringt Angefangenes zu Ende… Aber ich habe nie den Impuls, absichtlich was ganz Anderes zu machen, nur um des Andersmachens willen. Im Grunde will ich immer das machen, wonach für mein Gefühl die Songs verlangen… Diese Songs wollten so etwas wie Glanz. Und Tiefe. Und Schönheit!
Welches ist dein Lieblingssong des Albums…Und warum?
Oh, das ist seeehr schwierig… Mein allerliebster musikalischer Moment auf dem Album ist ein funky Flötensolo in einem ziemlich wilden Rocknroll –Ding, „Charlotte Atlas“ heißt das… Aber so ein ganzer Song? Es gibt ein ganz dunkles, kleines Ding, ziemlich niederschmetternd, wahrscheinlich, aber das liebe ich sehr… das heißt „Der letzte Optimist*“.
*Der letzte Optimist, Video von Jonas Lieberknecht: